Hebbelstraße Braunschweig 2002

Künstler*innen
Nejla Gür, Susanne Hesch (Braunschweig) mit Kindern und Jugendlichen aus der Hebbelstraße
Ein Projekt des Jugendring Braunschweig in Kooperation mit der Spielstube Hebbelstraße im Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadt Braunschweig, dem Fachbereich Soziales und Gesundheit „Soziale Stadt“, DGB, HBK, Ausbildungswerkstatt e.V., KoPra e.V.
gefördert von: Stadt Braunschweig mit Mitteln des Bundesprogramms „K und Q – Kompetenz und Qualifikation für junge Menschen in sozialen Brennpunkten“, Kloster- und Studienfonds Braunschweig, Nibelungen-Wohnbau-Gesellschaft
Porträt lebendiger Vielfalt – Wandbilder erzählen vom Leben in der Hebbelstraße
Die gleichförmigen Wohnblocks in der Hebbelstraße, einer durch die Tangente vom westlichen Ringgebiet abgetrennten Siedlung, zeigen wenig vom sozialen Leben und der kulturellen Vielfalt, die hier herrscht. Das ist nun anders geworden. Überlebensgroße Figuren in leuchtenden Farben bevölkern zwei Fassaden der Hebbelstraße. Gemeinsam mit den Künstlerinnen sowie Sozialpädagog*innen haben 40 Kinder und Jugendliche 3 Monate lang an den Entwürfen gearbeitet, auf Holzplatten übertragen, gesägt und gemalt und damit einen Beitrag zur „Sozialen Stadt“ geliefert.
Im Rahmen seiner Aktion „Jugend im Dialog der Kulturen“ hatte der Jugendring das Projekt gemeinsam mit der Spielstube Hebbelstraße initiiert. Als Arbeit am „Porträt lebendiger Vielfalt“ sollte das Projekt den jungen Bewohner*innen Möglichkeiten von Kommunikation, Qualifizierung und eigener Gestaltung ihres Stadtteils eröffnen. Ein ungewöhnlich umfangreicher Zusammenschluss von Unterstützern brachte das Projekt auf den Weg.
Mit den entstandenen Wandbildern zeigen die Kinder und Jugendlichen ihre Sicht von sich selbst, von ihrer Welt und ihren Wünschen und Hoffnungen. „Street fun“ ist in großen Buchstaben auf der einen Wand zu lesen. Ob beim Fußballspielen oder beim Trommeln und Tanzen oder Breaken – hier geht es um Freundschaften, aktives Miteinander, gemeinsam etwas auf die Beine stellen, einander helfen und voneinander lernen. So sehen sich die Jugendlichen.
Auf der anderen Wand bringen die Kinder ihre Weltsicht und Hoffnungen zum Ausdruck: der Wolf macht Musik, der Tiger tanzt, der Junge ist so stark, dass er eine Schlange hochstemmen kann, das Mädchen fliegt mit einem Drachen in diue Lüfte, ein Piratenschiff ist auf dem Meer unterwegs, die große Sonne leuchtet für ein schönes Leben.
Außerhalb von schulischen Strukturen und Anforderungen bietet ein solches Projekt den Kindern und Jugendlichen vielfältige Möglichkeiten, sich aus eigener Motivation und jeweils nach persönlichen Interessen und Fähigkeiten zu beteiligen. Bei der Arbeit im Atelier haben die Beteiligten an Selbstvertrauen gewonnen und konnten erfahren, dass gemeinsame Arbeit Spaß machen kann.
Wandmalerei ist auch immer Gegenöffentlichkeit – gegen die veröffentlichten Bilder von Plakatwänden, Fernsehen, Zeitungen.
„Kommt mein Bild wirklich an die Wand?“
„Guck mal, das bin ich.“
„Das habe ich gemalt.“
„Ja, das sind wir.“
Der immense Stolz in diesen Sätzen verdeutlicht, wie ungewöhnlich es für diese Kinder und Jugendlichen ist, dass sie selbst und ihre Ansichten öffentlich wahrgenommen und anerkannt werden.
Mit den Wandbildern ist eine selbstbestimmte Gestaltung des eigenen Wohnumfeldes gelungen, die den beteiligten jungen Bewohner*innen Identifikation und kulturelle Präsenz in der Öffentlichkeit ermöglicht.